Mittwoch, 30. April 2008

Mehr als nur ein Tee

Vor langer langer Zeit, als die Jesuiten nach Südamerika kamen, um die Urbevölkerung zu missionieren, sahen sie wie die Indianer des Quechua-Stamms einen Aufguss aus grünen Blättern aus kleinen ausgehöhlten Kürbissen (genannt Mate – „Behälter“ auf Quechua) tranken. Es war erfrischend und steigerte die Leistungsfähigkeit. Schnell gewöhnten sich auch die Priester an das Getränk und fingen an Yerba (so hieß die Pflanze) zu kultivieren. Dies führte zu der schnellen Verbreitung der Mate-Trinkkultur auf dem südamerikanischen Kontinent. Soviel zu der Geschichte des Mate-Tees.

Heute ist Mate DAS argentinische Nationalgetränk, auf das die Argentinier mächtig stolz sind und bei jeder Gelegenheit ihre kleinen Becher und die Thermoskanne auspacken. Mate wird mithilfe eines Strohhalms (Bombilla) mit einem Sieb am unteren Ende getrunken und schmeckt ziemlich bitter (für die meisten, die es zum ersten Mal probieren, etwas gewöhnungsbedürftig). Die Wirkung des Mate ist ähnlich wie die des Kaffees, nur dass Mate gesundheitsschonend ist.

Das tollste an Mate ist die Trinkzeremonie. Trinkt man Mate mit Freunden, so teilen sich alle als ein Symbol der Zusammengehörigkeit einen einzigen Becher und einen einzigen Strohhalm (wir lassen jetzt mal die Hygiene-Aspekte außer Acht:-)). Alle sitzen gemütlich da, trinken Mate, chillen und unterhalten sich – und das stundenlang. Gaaanz ohne Stress! Sowas sollte man in Deutschland auch einführen, finde ich…

Die argentinischen Studenten schwören auf Mate in den langen Lernnächten, da er wesentlich sanfter als Kaffee ist und trotzdem wach hält.

Und diese Erfahrung durfte ich auch schon mal machen:-) Bin nämlich zurzeit im Lernstress für die Midterm-Prüfungen. Mate her!

Dienstag, 22. April 2008

Meteoroligische Verhältnisse

Eigentlich dachte ich mir, mich kann nichts mehr schocken, nachdem es hier letzte Woche innerhalb von 2 Stunden nach einem Regenschauer von 26°C auf 12°C abgekühlt hat und die Kälte ein paar Tage lang gehalten hatte, um diese Woche wieder zu 25°C und strahlendem Sonnenschein zu werden.

Naja, dachte ich mir... Bis ganz Buenos Aires vor einigen Tagen von einer riesigen Rauchwolke bedeckt wurde. Für diejenigen, die es noch nicht in den Nachrichten gesehen haben (ja, es nahm solche Ausmaße an, dass darüber sogar international berichtet wurde), hier eine kurze Zusammenfassung:

Im Herbst verbrennen die argentinischen Bauern "zur Säuberung" ihre Felder. Das ist eigentlich nichts außergewöhnliches und ist bis zu diesem Jahr immer gut gegangen. Nur diesmal hat sich wohl einer verrechnet oder es nicht ausführlich logistisch durchdacht, so dass auf einmal 70.000 Hektar (also eine Fläche der Größe Hamburgs) in Flammen standen. Und auch dies wäre eigentlich gut gegangen, wäre nicht der Rauch zufällig gen Buenos Aires gezogen und die Stadt für ein paar Tage in ein riesiges Schornstein verwandelt. So hat es hier tagsüber ausgeschaut:



Die Folgen könnt ihr euch sicherlich vorstellen: Landeverbot am Flughafen wegen der schlechten Sichtverhältnisse, ausgefallene Busse, überfüllte Krankenhäuser aufgrund von gesundheitsschädlicher Nebenwirkungen wie Allergien und Augenbrennen, verärgerte Regierung etc. Und das tagelang...

Was meine persönlichen Eindrücke angeht, so bin ich mir vorgekommen wie ein Räucherlachs. Es hat gestunken, ich hatte Kopfschmerzen und bei jedem Atemzug wusste ich, dass diesem Übel kein Entkommen gab. Der Rauch war überall: zu Hause, in der Vorlesungsräumen, in den Klamotten, in jeder Ecke! In den Unigängen schwebte ein lustiger blauer Dunst und man konnte aus meinem Fenster nicht einmal mehr das Nachbargebäude sehen.

Seit gestern scheint es allerdings wieder besser zu gehen und ich hoffe einfach nur, dass der Spuck nun endlich vorbei ist. Denn ich hatte schon in den letzten Tagen den eigentlichen Duft von Buenos Aires vermisst: das köstliche Aroma von frischgegrillten Rindersteaks!:-)

Freitag, 4. April 2008

Ein sehr unjapanischer Tag

Gestern war in Argentinien ein Nationalfeiertag. 3 Mal raten zu wessen Ehren?

Natürlich wieder mal die Falklands, äh also die Malvinen! Und genaugenommen ein Gedenkfeiertag zu Ehren des (verlorenen?) Malvinenkrieges.
Den freien Tag haben Helena, Saskia und ich gleich mal genutzt, um den japanischen Garten, der in Buenos Aires sehr bekannt ist, zu besuchen. Zumindest war es unsere Absicht. Doch es sollte alles anders kommen...

Auf dem Weg dahin haben wir ganz zufällig einen Barbie-Laden entdeckt, voller kleiner Mädels in vorwiegend pinken Klamotten, dem betörend-süßen Duft des Barbieparfums, einer Barbie-Kuchenbar, einem rosa Käfer vor dem Laden und Millionen von Barbiepuppen und Zubehör.


Warum gab es sowas nicht zu meiner Zeit?


Erstaunlich, aber die Barbies hier haben tatsächlich ganz anders als bei uns argentinische Gesichter!


Diese Barbie ist extra aus Deutschland importiert worden




Wahrscheinlich haben wir zu viel Barbie-Duft eingeatmet, denn als wir raus sind, hat es uns Stunden gekostet den japanischen Garten zu finden. Verwirrt sind wir im Park rumgelaufen, durch Pfützen gestampft und den Eingang gesucht, um dann später festzustellen, dass er so nah war! Und als wir endlich davor standen, teilte uns der japanische Türsteher freundlichst mit, dass der Garten in 5 Minuten schließt...

Aber nachdem wir nach der anstrengenden Wanderung ziemlich am Ende unserer Kräfte waren, haben wir beschlossen, dass wir essen gehen und am besten Sushi - wenn es schon mit dem japanischen Garten nicht geklappt hat. Doch bei unserem Glück konnte das ja nur so ausgehen: wir standen vor der verschlossenen Tür des Sushi-Restaurants, nachdem uns ein japanischer (das war wirklich Zufall!) Taxifahrer dort aussteigen ließ.

Gut, dass wir dann wenigstens ein anderes Restaurant gefunden haben. Das Highlight: man durfte auf den Papierdecken mit bunten Stiften malen, wo wir gleich mal unsere Tageserlebnisse festgehalten haben.



Außerdem war das Essen wirklich lecker. Gegrillter Ziegenkäse und Guacamole-Hähnchen waren ein Traum!




Und den japanischen Garten schaffen wir auch noch, Mädels - wenn uns die japanischen Götter wieder wohlgesonnen sind...